VDE 0105-100: Der Sicherheits-Knigge für Elektriker
Elektrizität ist eine mächtige Kraft! Sie bringt Licht ins Dunkel, lässt Maschinen laufen und unsere Geräte werden mit Energie versorgt. Aber sie kann auch ganz schön gefährlich werden, wenn man nicht aufpasst. Deshalb gibt es die VDE 0105-100 – die wichtigste Norm der Elektrotechnik! Sie ist sozusagen der „Sicherheits-Knigge“ für alle, die an elektrischen Anlagen arbeiten.
In diesem Blogbeitrag erklären wir dir die VDE 0105-100 einfach und verständlich. Du erfährst, warum die Norm so wichtig ist, welche Regeln sie enthält und wie du sicher an elektrischen Anlagen funktioniert. Egal ob du Elektriker, Azubi oder einfach nur an Elektrotechnik interessiert bist – hier lernst du alles Wichtige!
Warum ist die VDE 0105-100 so wichtig?
Die VDE 0105-100 ist die „Bibel“ für alle, die mit Strom arbeiten. Sie enthält wichtige Regeln und Vorschriften, die Unfälle verhindern und für Sicherheit am Arbeitsplatz sorgen. Denn Stromschläge sind keine lustige Angelegenheit! Sie können zu schweren Verletzungen und sogar zum Tod führen.
Die VDE 0105-100 gilt für alle Arbeiten an, mit oder in der Nähe von elektrischen Anlagen. Das heißt, egal ob du eine Steckdose installierst, eine Maschine wartest oder einfach nur ein Kabel verlegst – du musst die Regeln der VDE 0105-100 beachten!
Besonders wichtig sind die 5 Sicherheitsregeln , die jeder Elektriker kennen muss:
- Freischalten
- Gegen Wiedereinschalten sichern
- Spannungsfreiheit feststellen
- Erden und kurzschließen
- Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken.
Mehr Informationen zu den 5 Sicherheitsregeln findest du auch in meinem Blogbeitrag 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik
Beispiel:
Stell dir vor, ein Elektriker soll eine defekte Steckdose in einem Bürogebäude reparieren. Anstatt die Steckdose ordnungsgemäß freizuschalten, schließen Sie die Sicherung aus. Als er mit der Reparatur beginnt, erleidet er einen schweren Stromschlag. Die Folgen: schmerzhafte Verbrennungen, Muskelkrämpfe und ein längerer Krankenhausaufenthalt. Hätte er die erste Sicherheitsregel „Freischalten“ beachtet, wäre dieser Unfall vermieden worden.
Konsequenzen für den Verantwortlichen:
In diesem Fall wäre der Elektriker selbst für den Unfall verantwortlich. Er hat die Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten und sich dadurch selbst in Gefahr gebracht. Mögliche Konsequenzen für ihn könnten sein:
- Arbeitsrechtliche Folgen: Abmahnung, Kündigung
- Bußgelder: wegen Verstößen gegen die Arbeitsschutzbestimmungen
Welche Rollen gibt es nach VDE 0105-100?
Die VDE 0105-100 definiert verschiedene Rollen und Verantwortlichkeiten, um sicherzustellen, dass alle Arbeiten an elektrischen Anlagen sicher durchgeführt werden. Jede Rolle hat spezifische Aufgaben und Befugnisse. Hier die wichtigsten:
- Anlagenbetreiber: Das ist quasi der „Besitzer“ oder „Verantwortliche“ der elektrischen Anlage. 🏢 Er hat die Gesamtverantwortung für den sicheren Betrieb und die Instandhaltung der Anlage. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem:
- Erstellen einer Gefährdungsbeurteilung
- Festlegen von Sicherheitsmaßnahmen
- Beauftragen von qualifizierten Personen für Arbeiten an der Anlage
- Stellen Sie sicher, dass die Anlage regelmäßig geprüft wird
- Dokumentieren aller Arbeiten und Prüfungen
Fallstudie:
In einem Industriebetrieb beauftragt der Anlagenbetreiber einen Mitarbeiter mit der Wartung einer Maschine, ohne zu prüfen, ob dieser über die erforderliche Qualifikation verfügt. Der Mitarbeiter, der keine Elektrofachkraft ist, öffnet die Maschine und kommt mit unter Spannung stehenden Teilen in Berührung. Es kommt zu einem tödlichen Stromschlag. Der Anlagenbetreiber hat seine Verantwortung verletzt, indem er eine nicht qualifizierte Person mit gefährlichen Arbeiten beauftragt hat.
Konsequenzen für den Anlagenbetreiber:
- Strafrechtliche Folgen: Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung
- Zivilrechtliche Folgen: Hohe Schadensersatzforderungen von den Angehörigen des Verstorbenen
- Bußgelder: wegen Verstößen gegen die Arbeitsschutzbestimmungen
- Elektrofachkraft (EFK): Das ist der Profi, der sich mit Elektrotechnik auskennt und die Arbeiten an der Anlage durchführt. 👷♂️ Die EFK muss eine entsprechende Ausbildung und Erfahrung haben und die geltenden Normen und Vorschriften, wie die DIN VDE 0105-100, kennen. Zu den Aufgaben der EFK gehören:
- Elektrotechnisch unterwiesene Person (EuP): Das ist jemand, der keine Elektrofachkraft ist, aber von einer Elektrofachkraft (EFK) oder Verantwortlichen Elektrofachkraft (VEFK) über die Gefahren des elektrischen Stroms und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen unterwiesen wurde. Die EuP darf nur bestimmte, begrenzte Arbeiten an elektrischen Anlagen durchführen, zB:
Zusätzliche Rollen:
Neben diesen drei Vorschriften definiert die VDE 0105-100 noch weitere Rollen, die je nach Anwendungsfall relevant sein können:
- Anlagenverantwortlicher: Der Anlagenverantwortliche ist vom Anlagenbetreiber beauftragt, die Aufgaben des Anlagenbetreibers wahrzunehmen. Er ist quasi der „Stellvertreter“ des Anlagenbetreibers.
- Arbeitsverantwortlicher: Der Arbeitsverantwortliche ist für die sichere Durchführung von Arbeiten an der elektrischen Anlage verantwortlich. Er koordiniert die Arbeiten und stellt sicher, dass alle Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden.
Arbeiten unter Spannung: Nur für EFKs mit Spezialausbildung
Normalerweise gilt: Finger weg vom Strom! Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, an elektrischen Anlagen zu arbeiten, während sie noch unter Spannung stehen. Das nennt man Arbeiten unter Spannung (AuS) und ist nur etwas für EFKs mit Spezialausbildung
Warum Arbeiten unter Spannung?
Manchmal muss der Betrieb einer Anlage durchgeführt werden, und ein Abschalten ist nicht möglich. Arbeiten unter Spannung ist immer mit einem erhöhten Risiko verbunden!
Wer darf unter Spannung arbeiten?
Nur speziell ausgebildete Elektrofachkräfte (EFK) dürfen unter Spannung arbeiten. Sie müssen über die erforderliche Qualifikation und Erfahrung verfügen und die geltenden Sicherheitsvorschriften genau kennen.
Welche Regeln gelten?
Die VDE 0105-100 enthält strenge Vorschriften für das Arbeiten unter Spannung:
- Besondere Schutzmaßnahmen: Es müssen besondere Schutzmaßnahmen getroffen werden, um die Gefahr eines Stromschlags zu minimieren. Dazu gehören zB die Verwendung von isoliertem Werkzeug, das Tragen von Schutzkleidung und die Einhaltung von Sicherheitsabständen.
- Gefährdungsbeurteilung: Vor Beginn der Arbeiten muss eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden, um die möglichen Gefahren zu ermitteln und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen festzulegen.
- Zulässige Spannungen: Es dürfen nur Arbeiten an Anlagen mit begrenzten Spannungen durchgeführt werden. Die zulässigen Spannungswerte sind in der VDE 0105-100 festgelegt.
- Zusätzliche Anforderungen: Für bestimmte Arbeiten unter Spannung (zB an Freileitungen) gelten zusätzliche Anforderungen und Vorschriften.
Arbeiten unter Spannung ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die nur von qualifizierten Fachkräften durchgeführt werden darf! Weitergehende und detaillierte Informationen zum Thema Arbeiten unter Spannung erhalten Sie in der DGUV Regel 103-012
No-Gos beim Arbeiten an elektrischen Anlagen
⚠️ Niemals ohne Freischalten arbeiten! Das ist lebensgefährlich!
⚠️ Die 5 Sicherheitsregeln nicht missachten! Sie dienen eurem Schutz.
⚠️ Defekte Geräte und Leitungen nicht ignorieren! Meldet sie sofort.
⚠️ Nicht an elektrischen Anlagen arbeiten, wenn ihr nicht qualifiziert seid! Lasst das den Profi machen.
Arbeiten in der Nähe von unter Spannung stehenden Teilen
Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, in der Nähe von unter Spannung stehenden Teilen zu arbeiten. Das ist natürlich besonders gefährlich! Deshalb gibt es in der VDE 0105-100 strenge Regeln, um Unfälle zu vermeiden.
Beispiel:
Ein Elektriker soll eine Leuchtstoffröhre in einer Produktionshalle austauschen. Die Leuchte befindet sich in der Nähe von unter Spannung stehenden Schienen. Anstatt die Anlage freizuschalten oder einen ausreichenden Sicherheitsabstand einzuhalten, steigt der Elektriker auf eine Leiter und beginnt mit der Arbeit. Dabei kommt er mit einem stromführenden Teil in Berührung und erleidet einen tödlichen Stromschlag. Es gelten die Vorschriften der VDE 0105-100 für Arbeiten in der Nähe von unter Spannung stehenden Teilen.
Konsequenzen für den Verantwortlichen:
In diesem Fall trägt der Elektriker eine Mitschuld an dem Unfall, da er die Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten hat. ⚠️ Je nach den Umständen des Falls könnten auch der Arbeitsverantwortliche oder der Anlagenbetreiber eine Teilschuld tragen. Gegen den Arbeitsverantwortlichen oder den Anlagenbetreiber könnte ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung und zivilrechtlicher Schadensersatzforderungen der Angehörigen drohen.
Hier die wichtigsten Punkte:
- Sicherheitsabstand: Halten Sie immer einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu unter Spannung stehenden Teilen ein. Wie groß der Abstand sein muss, hängt von der Spannung ab. Je höher die Spannung, desto größer der Abstand.
- Isolierende Schutzvorrichtungen: Verwende isolierende Schutzvorrichtungen wie zB isolierte Handschuhe, Werkzeuge mit isolierten Griffen und Abdeckungen für unter Spannung stehende Teile. Isolierende Schutzmatten.
Prüfung von Anlagen
Elektrische Anlagen müssen regelmäßig geprüft werden, um sicherzustellen, dass sie sicher sind und den geltenden Vorschriften, wie der DIN VDE 0105-100, entsprechen. Die Prüfung muss von einer qualifizierten und für die Tätigkeit befähigten Elektrofachkraft durchgeführt werden.
Fallstudie:
In einem Hotel kommt es zu einer Marke, weil ein defekter Haartrockner einen Kurzschluss verursacht. Die Untersuchungen ergeben, dass die elektrische Anlage des Hotels seit Jahren nicht mehr geprüft wurde. Hätte der Anlagenbetreiber die Vorschriften der VDE 0105-100 zur Prüfung von Anlagen eingehalten, hätte der Brand vermutlich verhindert werden können.
Konsequenzen für den Anlagenbetreiber:
- Strafrechtliche Folgen: Strafverfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung
- Zivilrechtliche Folgen: Schadensersatzforderungen von den Hotelgästen und der Versicherung
- Bußgelder: wegen Verstößen gegen die Brandschutzbestimmungen
Es gibt verschiedene Arten von Prüfungen :
- Wiederholungsprüfung: Elektrische Anlagen müssen in
Die Wiederholungsprüfung nach VDE 0105-100 ist eine regelmäßige Überprüfung elektrischer Anlagen, um sicherzustellen, dass sie weiterhin den Sicherheitsanforderungen entsprechen und keine Gefahr für Personen oder Sachwerte darstellen.
Die Prüffristen für Wiederholungsprüfungen sind in der Norm festgelegt und hängen von der Art der Anlage und den Betriebsbedingungen ab.
Die Prüfung muss von einer qualifizierten Elektrofachkraft durchgeführt werden und umfasst in der Regel:
- Sichtprüfung
- Funktionsprüfung
- Messungen (zB Isolationswiderstand, Schutzleiterwiderstand)
Die Ergebnisse der Prüfung müssen dokumentiert werden.
Nach jeder Instandsetzung, Änderung oder Erweiterung einer elektrischen Anlage muss gemäß VDE 0105-100 eine Prüfung durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Anlage wieder den Sicherheitsanforderungen entspricht und keine Gefahr für Personen oder Sachwerte darstellt.
Diese Prüfung umfasst in der Regel:
- Sichtprüfung: Überprüfung der Anlage auf äußerlich erkennbare Mängel.
- Funktionsprüfung: Test der Anlage auf ihre ordnungsgemäße Funktion.
- Messungen: zB Messung des Isolationswiderstands oder des Schutzleiterwiderstands.
Die Prüfung nach Instandsetzung muss von einer qualifizierten Elektrofachkraft durchgeführt und dokumentiert werden.
So geht es richtig
✅ Vor Beginn der Arbeit die 5 Sicherheitsregeln beachten.
✅ Nur mit geeignetem Werkzeug und Schutzausrüstung arbeiten.
✅ Regelmäßige Schulungen und Unterweisungen besuchen.
✅ Im Zweifelsfall immer einen Experten fragen.
Merke
- Die VDE 0105-100 ist die wichtigste Norm für sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen.
- Die 5 Sicherheitsregeln müssen immer beachtet werden.
- Nur qualifizierte Personen dürfen an elektrischen Anlagen arbeiten.
- Im Zweifelsfall immer einen Experten fragen.
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